Gehörlosenseelsorge




Mit den Händen sprechen


Seit dem Jahre 2001 bin ich als Gehörlosenseelsorger im Offizialatsbezirk Oldenburg tätig. Gottesdienstort ist Cloppenburg. Seit 2012 betreue ich die bundesweite katholische Gehörlosenzeitschrift "epheta" als Redaktionsleiter. Ab 2024 bin ich mit voller Stelle in der Gehörlosenseelsorge tätig.


Kleiner Gebärdenchor



Ich bin behindert...


Als Außenstehender denkt man ja, die Gehörlosen seien behindert. Und nach üblicher Sprachregelung stimmt natürlich auch. Aber nachdem ich mich in die Gemeinschaft der Gehörlosen eingebunden hatte, kam ich mir erst einmal selbst behindert vor - sprachbehindert.

Denn dort können sich alle problemlos verständigen! Nur ich habe Mühe damit. Da kann ich ein kleines bisschen nachfühlen, wie es jedem Gehörlosen im Alltag ergehen mag. Für sie ist die Gebärdensprache die Muttersprache. Für mich als Hörenden wird sie immer eine Fremdsprache bleiben. Viele Gehörlose empfinden sich übrigens eher als sprachliche Minderheit.



 

Kommunikation ist das Wichtigste

Bei einem Vortrag


Und auch das Gemeindeleben der Gehörlosen kann durchaus Anstöße geben. Es funktioniert nämlich ganz anders als in einer "normalen" Gemeinde. Zunächst einmal, weil Gehörlose durchweg in einer extremen Diasporasituation leben. Die Gemeinde in Cloppenburg zum Beispiel hat Mitglieder aus den Landkreisen Vechta und Cloppenburg und bis weit hinein in das Emsland nach Papenburg und Haselünne und in das Osnabrücker Land. Man hat sich also viel zu erzählen, wenn man einmal im Monat zusammenkommt.

Gehörlose sind im Alltag oft abgeschnitten von mancher Kommunikation. Sie können kein Radio hören und nur schwer fernsehen. Mit den Kollegen können sie nur das Notwendigste besprechen. Und selbst in der eigenen Familie ist es oft schwierig, wenn alle Anderen Hörende sind. Das heißt, es gibt vor allem einen Ort, wo man gebärden kann, wie einem "die Hände gewachsen sind": Das ist die Gehörlosengemeinde oder der Gehörlosenverein.

Darum gehört zu jedem Gottesdienst eine Versammlung, ein gemütliches Beisammensein. Und das dauert meist mehrere Stunden. Denn alle wissen, es wird eine ganze Weile dauern, bis man sich wiedertrifft. Die Zeit miteinander ist kostbar. Gehörlose legen dafür oft weite Strecken zurück. Ein Vorteil: Die Gemeinden sind untereinander durch persönliche Kontakte vernetzt. Und das geht auch über Konfessionsgrenzen hinaus. In Gottesdiensten und Versammlungen findet man immer auch Mitglieder der anderen Konfessionen. In Cloppenburg auch deswegen, weil es gar keine andere Gemeinde gibt.



 

Ökumene über Grenzen hinweg

Seelsorger beim Kirchentag in Cloppenburg


Das wirkt sich auch bei uns Seelsorgern aus. Ökumene ist fest verwurzelt. In Nordwestdeutschland arbeiten die evangelischen und katholischen Seelsorger eng zusammen. Dabei werden die Grenzen von zwei Bistümern (Osnabrück und Oldenburger Land im Bistum Münster) und vier ev. Landeskirchen (Hannover, Oldenburg, Bremen und reformierte Kirche in Ostfriesland) mit spielerischer Leichtigkeit überschritten.

Ich selbst habe meine Gebärdensprachausbildung bei der evangelischen Kirche gemacht und kenne daher viele evangelische Seelsorger(innen) in ganz Deutschland persönlich. Daher pflege ich im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz die Kontakte zur evangelischen Kirche.


 

Projizierte Texte und Bilder

unterstützen die Gebärden



Der Einzelne zählt


Bei Gehörlosenseelsorgern gilt es als selbstverständlich, auf Wunsch bei Beerdigungen und Hochzeiten mitzuwirken, auch wenn nur ein naher Angehöriger gehörlos ist. Und auch da hilft man sich über Konfessionsgrenzen hinweg.




Das Video zeigt die Weihnachtsgeschichte aus dem Evangelium nach Lukas. Sie wurde von kirchensite-tv aufgenommen.

> Link zum Video bei kirchensite.de
> Auch das Osterevangelium gibt es dort.


 

Theater geht auch in Gebärdensprache

Hier bei einem Jubiläum in Cloppenburg



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Ökumenischer Gottesdienst in Kellerhöhe



Meine Webseiten zum Thema

> Zeitschrift "epheta"
Online-Monatszeitschrift der kath. Gehörlosen in Deutschland

> taub und katholisch
Kath. Seelsorge in Deutscher Gebärdensprache
Daran arbeite ich als einer von vier Webmastern mit und habe den Internetauftritt auch mitentwickelt.

> Internetauftritt des
Verbandes der Katholischen Gehörlosen Deutschlands (VKGD)


> Evangelische und kath. Gehörlosengemeinden im Norden
Gemeinsame Seiten der evangelischen und katholischen Gemeinden
in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein


> facebook-Seite der Zeitschrift "epheta"


> Webangebot mit Gottesdienst-Entwürfen für
gehörlose Leiter von Wortgottesdiensten



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> Die evangelische Gehörlosenseelsorge erreichen Sie über deren
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Gehörlosenseelsorge (DAFEG)



 
holger-meyer.net